La transition sera sociale ou ne sera pas 

Im forum-Kommentar zum Wahlergebnis von 2023 war einer der Gründe für den Misserfolg der Grünen ihr Unvermögen, die Klima­frage mit der sozialen Frage zu verknüpfen. Etliche Exponenten der Partei taten sogar so, als sei es möglich, die Klima- und Biodiversitätskrise mit technologischen Innovationen zu meistern. Zumindest eine Grüne, die Europadeputierte Tilly Metz, hat verstanden, dass das ein Irrweg ist und einen Sammelband initiiert, der soeben erschienen ist, über «Die soziale Dimension des ökologischen Wandels».

Dazu hat sie so ziemlich alle, die in der gesellschaftspolitisch engagierten Luxemburger Zivilgesellschaft Rang und Namen haben, eingeladen, aus ihrer Erfahrung über den Zusammenhang von Ökologie und sozialer Gerechtigkeit zu berichten, Analysen zu liefern, inwiefern dieser oder jener Sektor vom Klimawandel betroffen ist und was zu tun wäre, um die Krise in den Griff zu bekommen, ohne neue Ungerechtigkeiten zu schaffen.

éd. p. Tilly Metz, Editions Schortgen 2024, 207 p.;
ISBN 978-2-919792-49-8; 16 €.

Die zehn absolut lesenswerten Kurzstudien zeichnen ein ungeschöntes Bild der aktuellen Luxemburger Gesellschaft und ihrer Vernetzung mit der Welt: Carole Reckinger zeigt auf, wie die Ärmsten unserer Gesellschaft am stärksten unter dem Klima­wandel leiden, obschon sie am wenigsten dazu beitragen, dass aber eine Lösung der Klimakrise nur unter Berücksichtigung ihrer Interessen Erfolg verspricht. Ihre Analyse bestätigt Dr. Bernard Thill, der die mit dem Klimawandel verbundenen Gesundheitsrisiken etwa für Obdachlose skizziert. Vier Mitarbeiter der ASTM zeigen auf, dass arme Länder stärker betroffen, aber viel geringer verantwortlich sind für die aktuelle Krise, diese aber ohne ihre Mithilfe nicht zu lösen ist. Die grüne EU-Abgeordnete Katrin Langensieben schreibt aus ihrer Erfahrung als Behinderte über die Barrieren, denen Behinderte auf allen möglichen Ebenen ausgesetzt sind. Laura Zuccoli unterstreicht die Notwendigkeit, auch die fremdsprachigen Mitbürger in die Entscheidungsfindung einzubeziehen, da sie genauso betroffen sind. Florian Hertweck zeigt Wege auf, wie Wirtschaftsweise und Raumplanung sich nach dem Prinzip „less is more“ ändern müssen. Drei Mitglieder des CELL plädieren für eine systematische Beteiligung der Zivilgesellschaft an den Entscheidungen zur ökosozialen Transformation, damit sie gelingen kann. Raymond Aendekerk sucht nach Antworten auf die Herausforderungen, vor die sich die Landwirtschaft gestellt sieht. Fabricio Costa von Déi jonk Gréng erklärt, welche steuerpolitischen Maßnahmen getroffen werden müssten, um den Umbau der Gesellschaft zu bewerkstelligen. Isabelle Schmoetten plädiert mit guten Gründen für einen Ökofeminismus, denn die Frauen sind anders betroffen als die Männer und haben eigene Lösungs­vorstellungen. Tilly Metz selbst hat die Einleitung über die Notwendigkeit einer sozial­gerechten, ökologischen Transition geschrieben und am Schluss ein Interview mit einer belgischen Aktivistin geführt. Man darf gespannt sein, was sich von alledem im EU-Wahlprogramm der Grünen wiederfinden wird.

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