Schon in der Grundschule begeistern sich Kinder für die Vorgeschichte, als die ersten Menschen mit Faustkeilen, dann mit Pfeilspitzen wilde Tiere erlegten, die sie anschließend auf dem Feuer brieten. Die Pfeilspitzen aus Stein wurden an Holzschäfte befestigt. Zum Braten sammelten sie Holz, das sie als Brennmaterial zum Feuermachen benutzten. Als sie sesshaft wurden, bauten sie Hütten aus Holz und fertigten Werkzeuge aus Holz an. Dann erfanden sie die Verarbeitung von Metallen, zuerst Kupfer und Zinn, später Eisen. Messerklingen wurden an Holzgriffen befestigt. Die Häuser wurden weiterhin aus Holz und Lehm gebaut. In den Geschichtsbüchern werden diese verschiedenen Stadien der Menschheitsgeschichte mit Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit betitelt, obschon Holz über alle Epochen hinweg der am meisten benutzte Rohstoff war. Aber gerade deswegen wäre der Begriff Holzzeit ungeeignet, um eine Epoche zu bezeichnen, denn während des ganzen Anthropozän ist Holz der dominierende Rohstoff, sodass keine epochalen Differenzierungen möglich wären. Holz begleitet die Menschheitsgeschichte von ihren Anfängen bis heute.

Holz findet der Historiker oder genauer der Archäologe daher aus allen Epochen. Sehr oft lassen sich dennoch über Holzfunde Rückschlüsse auf eine bestimmte Epoche der Menschheitsgeschichte ziehen, diese sich sogar viel genauer datieren. Da Holz im luftdichten Milieu, etwa im feuchten Boden nicht verwest, sondern recht gut erhalten bleibt, kann es bei seiner Bergung untersucht werden. Die Dendrochronologie erlaubt dem Forscher durch Zählen der Wachstumsringe eines Holzstücks und durch Vermessen der Breite dieser Ringe, den Zeitpunkt des Wachstums bzw. das Fälldatum zu bestimmen. Denn die Breite der Ringe hängt vom Klima ab: Feuchtes, warmes Wetter führt zu stärkerem Wachstum, also breiteren Ringen. Um das neu gefundene Holzstück in die Chronologie einordnen zu können, wird die Abfolge der Ringbreiten mit gespeicherten, schon datierten Proben verglichen. Da das Klima regional sehr unterschiedlich sein kann, werden Holzfunde aus Luxemburg in der Regel mit jenen aus den dendrochronologischen Datenbanken der Museen von Trier oder Lüttich verglichen. Je größer das Holzstück, umso sicherer seine Datierung; im Idealfall wurde es mit der Rinde konserviert. Die Methode kann für Balken angewandt werden, die von Holzbauten oder Dachgesperr stammen, aber selbst Holzkohlenreste sind datierbar.

Aus Holz sind auch mittelalterliches Werkzeug und Tafelgeschirr, frühneuzeitliche Kanonenlafetten und Gewehrkolben, Verpackungskisten, Schränke und Truhen. Ihre Verarbeitung entspricht einer jeweils vorherrschenden Technik und folgt dem jeweiligen Stil. Das ermöglicht nicht nur eine Datierung, sondern auch Aussagen zum technischen und wirtschaftlichen Entwicklungsstand und zur sozialen Zugehörigkeit des Besitzers. Aus Holz wird schließlich auch Papier hergestellt, das als Schreibunterlage dient und seit der Frühen Neuzeit Schriftquellen für den Historiker konserviert.

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