Die bemerkenswerte Podcast-Reihe Schlechte Schüler des radio 100,7 beschäftigte sich mit den sozialen Ungleichheiten in der Grundschule und widmete eine Folge der räumlichen Segregation1 und den Strategien von besser situierten Eltern, die ihnen zugewiesene Nachbarschaftsschule zu vermeiden. Im Rahmen seiner Recherche hat das Podcast-Team unter Berufung auf das Transparenzgesetz ein bislang nicht veröffentlichtes Schulranking erhalten und auf seiner Internetseite zugänglich gemacht.2 Aufgrund dieser Statistik erhalten Schulen mit einer „schwierigeren“ Schulpopulation bis zu 20 % zusätzliche Fördermittel.3 Das genaue Prozedere ist in einem Bericht des Observatoire national de la qualité scolaire (ONQS) beschrieben, in dem es auch heißt, dass dies „pratiquement la seule disposition explicitement étiquetée ‘sociale’ dans une approche de discrimination positive dans le domaine de l’éducation nationale“ darstelle.4 Die meisten Fördermittel erhält Esch-sur-Alzette, gefolgt von Diekirch, Troisvierges und Differdange.
Das vom LISER im Auftrag des Ministeriums erarbeitete Ranking basiert auf vier Indikatoren. Drei stammen aus einer Auswertung der Sozialversicherungsdaten: das verfügbare Jahreseinkommen, die Familienstruktur und eine etwaige prekäre Beschäftigungslage. Das Unterrichtsministerium liefert Daten zu den beiden ersten in der Familie gesprochenen Sprachen. Wenn zu diesen weder Luxemburgisch noch Deutsch gehört, wird dies als Risikofaktor gewertet. Die Abbildung zeigt diesen letzten Indikator, der es erlaubt, die sprachliche Heterogenität zu kartieren.
Insgesamt haben im Schuljahr 2021-2022 mehr als die Hälfte (53,4 %) der Kinder im Fondamental weder Deutsch noch Luxemburgisch als erste oder zweite Familiensprache. Hinter dieser Zahl verbergen sich große Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden. In sechs Gemeinden sind es mehr als 70 % der Schülerinnen und Schüler, mit Spitzenwerten von 75 % in Strassen und Esch-sur-Alzette. Umgekehrt wird in der Gemeinde Heffingen und im Schulsyndikat von Bech und Manternach mit 84 % zu Hause am meisten Luxemburgisch bzw. Deutsch gesprochen. Dieser Prozentsatz variiert auch innerhalb der Gemeinden zwischen den einzelnen Schulstandorten. Zum Beispiel in der Hauptstadt, in der es am meisten „fremdsprachige“ Kinder in den Grundschulen Gare, Rollingergrund und Hamm gibt, am wenigsten hingegen in Cents und Limpertsberg. Den Landesrekord für Kinder aus „fremdsprachigen“ Haushalten hält die Brillschule in Esch-sur-Alzette und am meisten Kinder aus luxemburgischsprachigen Haushalten finden sich – nomen est omen – in der Rénert-Grundschule in Berburg (Gemeinde Manternach).

ff
1 https://tinyurl.com/SchlechteSchuler6 (alle Internetseiten, auf die in diesem Beitrag verwiesen wird, wurden zuletzt am 7. Februar 2023 aufgerufen).
2 https://tinyurl.com/LiserRanking
3 https://tinyurl.com/reglement2010
4 https://tinyurl.com/ONQS-inegalites (S. 52).
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