Im Jahr 2021 besaßen die reichsten ein Prozent der Haushalte in Luxemburg rund 15 % des gesamten Nettovermögens, während die ärmsten fünfzig Prozent weniger als 9 % besaßen (Grafik 1). Dies ist ein Ergebnis der regelmäßig von der Europäischen Zentralbank (EZB) durchgeführten Einkommens- und Vermögenserhebung der privaten Haushalte (Household Finance and Consumption Survey – HFCS), deren jüngste Zahlen für das Jahr 2021 kürzlich veröffentlicht wurden.1 Während es zur Einkommensverteilung weitere Statistiken gibt, ist diese Erhebung der EZB praktisch die einzige zur Vermögensverteilung.
Grafik 1: Vermögensverteilung in Luxemburg 2021

Quelle: HFCS 2021, Grafik: forum
Die Grafik 1 zeigt, dass die Top 10 % über 37 % und die Top 20 % über 40 % aller Vermögen verfügen. Die obere Hälfte besitzt über 90 %. Da diese Zahlen auf der Selbstauskunft der freiwillig teilnehmenden Haushaltsreferenzpersonen beruhen, ist davon auszugehen, dass die wirklich Reichen – man denke nur an die angeblich 17 in Luxemburg lebenden Milliardäre2 – nicht in der Stichprobe enthalten sind.
Zum Vergleich mit anderen Eurostaaten benutzen wir eine einfache Kennzahl: der Anteil der unteren Hälfte am Gesamtvermögen. Außerdem greifen wir auf eine im Januar 2024 veröffentlichte Aktualisierung und Präzisierung der HFCS zurück, in der u.a. die fehlenden Superreichen berücksichtigt wurden.3 Danach besitzt die untere Hälfte in Luxemburg 7,9 % des Gesamtvermögens und liegt damit im Mittelfeld, über dem Durchschnitt der Eurozone (5,3 %). Die untere Hälfte der Haushalte besitzen am wenigsten in Deutschland (2,3 %) und Österreich (3,5 %). Auch Frankreich liegt mit 5,0 % unter dem Durchschnitt, während Belgien mit 8,4 % besser abschneidet. Der Anteil der unteren Hälfte am Gesamtvermögen ist in Malta (12,9 %) und der Slowakei (16,0 %) am größten.
Ungleiche Vermögensverteilung bedeutet nicht zwangsläufig eine ungerechtere Gesellschaft. Sie ist zum Teil sogar das Ergebnis sozialstaatlicher Maßnahmen, da z.B. nur die private kapitalgedeckte Altersvorsorge in die Berechnung des HFCS einfließt und somit Länder mit einem großzügigen öffentlichen Rentensystem „ungleicher“ erscheinen. Die wichtigste Erklärung für diese großen Unterschiede ist jedoch der Immobilienbesitz. In Ländern mit einem hohen Anteil an Sozialwohnungen und einer ausgeprägten Mieterkultur sowie in traditionell urbanen Ländern gibt es in der unteren Hälfte der Gesellschaft sehr wenig Wohneigentum. Anders in der Slowakei, wo mit der Wiedereinführung des Kapitalismus aus Mietern Wohnungseigentümer wurden, was den Spitzenplatz in der Rangliste erklärt.4
Grafik 2: Immobilienbesitz verschiedener Vermögensgruppen 2021

Quelle: HFCS 2021, Grafik: forum
In Luxemburg besitzen 66 % der Haushalte ihren Hauptwohnsitz (Grafik 2). Dieser Anteil steigt mit dem Alter der Referenzperson und liegt bei den über 65-Jährigen bei 82 %. Von den „unteren 20 %“ der Vermögensverteilung leben nur 6 % in den eigenen vier Wänden, während es bei der reicheren Hälfte der Gesellschaft rund 90 % sind. Neben der eigenen Wohnung besitzen 30 % der Haushalte mindestens eine weitere Immobilie. Bei den „oberen 20 %“ sind es 51 %. Bei den „unteren 20 %“ sind es 11 %.
1 http://tinyurl.com/BCLhcfs und http://tinyurl.com/ECBhcfs (alle Internetseiten, auf die in diesem Beitrag verwiesen wird, wurden zuletzt am 20. Februar 2024 aufgerufen).
2 Diese nicht aktuelle Zahl stammt aus dem World Ultra Wealth Report 2014, http://tinyurl.com/17Milliardaires.
3 http://tinyurl.com/ECBdwa und http://tinyurl.com/MOMENTdwa.
4 http://tinyurl.com/LSEeuropp.
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