„Die Ausbreitung der COVID-19-Epidemie kennt keine Grenzen.“ Mit diesem Satz begrüßt das geografische Informationssystem für die Großregion (GIS-GR) den Informationssuchenden.1 Im Gegensatz zur Epidemie kennt jedoch die europäische Statistik sehr wohl noch Grenzen. Deshalb sind Ländervergleiche nur bedingt möglich. Z. B. stellt die Zahl der erhobenen COVID-19-Fälle eher ein Maß für die Testtätigkeit eines Landes als für die Ausbreitung der Pandemie dar. Selbst die Statistik der Todesfälle muss mit Vorsicht interpretiert werden, da deren Zuordnung zur Epidemie verschieden gehandhabt wird. So erscheinen in Frankreich die Todesfälle in Altersheimen nicht in der offiziellen Statistik,2 während Belgien sehr extensiv zählt, was dem Land ein Lob der WHO für seine „mustergültige Ehrlichkeit“ eingebracht hat.3
Als „offizielle“ Todesfälle pro 100 Tausend Einwohner zählen die gängigen Statistiken für Deutschland 9,8 und für das Großherzogtum 17,4. Beide sind im Vergleich zu Frankreich mit offiziell 42,9 und Belgien mit 78,6 relativ verschont geblieben.4
Die Zahlen der in französischen Altersheimen am Virus Gestorbenen sind in den Mäandern der regionalen Gesundheitsorganisationen (Agence régionale de santé) aufzuspüren und in Tabelle 1 für einige Departements unserer Nachbarregion Grand-Est aufgelistet. Dadurch steigt die Bilanz dramatisch an. Im Departement Haut-Rhin wird die offizielle Opferzahl auf 184 Gesamt-Corona-Todesfälle pro 100 Tausend Einwohner praktisch verdoppelt. Für Luxemburgs direkten Nachbarn Moselle ist diese Kennzahl 92 pro 100 Tausend.
Tabelle 2 zeigt Fallzahlen und Todeszahlen für den deutschen Grenzsaum auf Kreisebene. Während die direkt an Luxemburg grenzenden Landstriche, besonders auch Trier, weniger betroffen sind, liegt Saarbrücken, wie überhaupt das ganze Saarland, über dem deutschen Durchschnitt.
Während in Belgien die bestätigten COVID-19-Infektionen bis auf die Gemeinde-Ebene zumindest kartografisch erfasst werden,5 konnte ich die Todeszahlen nur für die drei Regionen aufgeschlüsselt finden.6 Die Wallonie ist mit 86,2 Todesfällen pro 100 Tausend Einwohner stärker betroffen als Flandern (67,8) und weniger als die Région de Bruxelles-Capitale (114,6). ff
- https://www.sig-gr.eu/de/actualites/2020/cartes_interactives_COVID-19.html
Siehe auch: https://npgeo-corona-npgeo-de.hub.arcgis.com/ (alle Internetseiten, auf die in diesem Beitrag verwiesen wird, wurden zuletzt am 22. Mai aufgerufen). - https://www.worldometers.info/coronavirus/#countries (Stand 20. Mai).
- https://blog.insee.fr/statistiques-sur-les-deces-le-mode-demploi-des-donnees-de-linsee-en-7-questions-reponses/
- https://lequotidien.lu/monde/covid-19-le-lourd-bilan-belge-decompte-le-plus-honnete-deurope
- https://epistat.wiv-isp.be/Covid/
- https://statbel.fgov.be/fr/open-data/nombre-de-deces-par-jour-sexe-arrondissement-age (Stand 19. Mai).
- Nach den in Fußnoten 2 (für Luxemburg), 6, 8 und 9 angegebenen Quellen.
- https://www.santepubliquefrance.fr/content/download/252552/2603062
- COVID-19-Dashboard https://corona.rki.de/
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