Jedes Jahr veröffentlicht die Arbeitnehmerkammer ihr Panorama Social1 und verleiht damit den Statec-Sozialstatistiken2 eine größere Sichtbarkeit – in diesem Jahr noch mehr als sonst dank der CSV, die diese Neuerscheinung zum Anlass für eine Aktualitätsstunde im Parlament genommen hat.3 Ihr Versuch, die zunehmende Ungleichheit und das gestiegene Armutsrisiko in Luxemburg für parteipolitische Polemik zu instru­mentalisieren, läuft jedoch ins Leere, da dieser Trend bereits im letzten Jahrhundert eingesetzt hat, als CSV-Übervater Jean-Claude Juncker noch die kleine Nation der Stacklëtzebuerger auf dem sicheren Weg in die Zukunft führen wollte.

2018 lebten 689 Superreiche in Luxemburg. Zumindest wenn man dem MGM-Report Glauben schenkt, der „Superreiche“ als Personen mit einem Vermögen von mindestens 30 Millionen US-Dollar definiert.4 Luxemburg ist damit weltweit das Land mit der zweithöchsten Superreichendichte (0,1 % der Wohnbevölkerung) hinter Monaco (0,6 %) und vor Singapur (0,06 %). Von diesen Superreichen war bei der Parlamentsdiskussion um Ungleichheiten und Armutsrisikos allerdings nicht die Rede. Beide Phänomene werden gemessen durch eine Erhebung (EU-Statistik über Einkommen und LebensbedingungenEU-Statistics on Income and Living Conditions, EU-SILC), bei der auf Grund des Zufalls­prinzips nicht auszuschließen ist, dass der eine oder die andere Superreiche für die Stichprobe ausgelost wurde. 

Eine Möglichkeit, Einkommensunterschiede5 darzustellen, ist der Vergleich des Einkommens der Bevölkerung im oberen Fünftel der Einkommensverteilung mit dem des unteren Fünftels. Dieser S80/S20-Indikator beträgt 2019 für Luxemburg 5,34. Das heißt, die 20 % Höchstverdiener haben im Schnitt ein 5,34-fach höheres Einkommen als die 20 % Geringverdiener. Damit ist Luxemburg ungleicher als der EU-Durchschnitt, der bei 4,99 liegt. Luxemburg gehörte lange Jahre zu den eher einkommensgleichen Ländern in der EU. Dem ist nicht mehr so. Mit diesem Indikator gemessen sind 2019 nur noch folgende EU-Länder ungleicher: Spanien (5,94), Italien (6,01), Litauen (6,44), Lettland (6,54), Rumänien (7,08) und Bulgarien (8,10).6

Die Einkommensunterschiede nehmen besonders an den Extremen der Verteilung zu. Der Vergleich der 10 % am oberen und unteren Rand ergibt den S90/S10-Indikator, der für Luxemburg 9,3 beträgt bzw. die 5 % am oberen und unteren Rand ergeben den S95/S5-Indikator, der sich für Luxemburg auf 20,7 beziffert. Die Tabelle zeigt den stetigen Anstieg dieser drei Indikatoren. 

ff

  1. https://www.csl.lu/bibliotheque/publications/38bd9e1ecb.pdf (alle Internetseiten, auf die in diesem Beitrag verwiesen wird, wurden zuletzt am 19. Mai 2021 aufgerufen).
  2. https://statistiques.public.lu/fr/publications/series/analyses/2020/analyses-06-20/index.html, p. 84-94.
  3. Sitzung vom 12. Mai 2021: https://tinyurl.com/Sitzung12052021.
  4. Genau genommen handelt es sich um das die Haushaltsgröße miteinbeziehende verfügbare Äquivalenzeinkommen.
  5. https://tinyurl.com/Einkommensquintil
  6. Die Werte für 1985 und 1997 stammen aus Guy Schuller (Hg.), Luxembourg. Un demi-siècle de constantes et de variables, Luxemburg, Statec, 2013, S. 213.

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