Faktuell

Sprachliche Heterogenität in der Grundschule

Der Anteil der Grundschulkinder, die zuhause nicht Luxemburgisch reden bzw. es nicht als Hauptfamiliensprache benutzen, hat im Schuljahr 2008/09 die 50 %-Marke überschritten1 und nimmt seitdem ständig zu. Dies wird in der Bildungsstatistik über die von den Erziehungsberechtigten genannte „Erstsprache der Kinder“ erhoben.2 Neben Luxemburgisch wurde bislang in der Regel nur Portugiesisch als zweithäufigste Erstsprache in den Chiffres clés de l’Education nationale ausgewiesen, während die anderen Sprachen in einer Sammelkategorie zusammengefasst wurden. 

Diese Statistik war schon immer Wasser auf die Mühlen der Untergangspropheten, die allerdings übersehen, dass Kinder, die Luxemburgisch als Fremdsprache in der Grundschule lernen, einen wesentlichen Beitrag zur Zukunft dieser Sprache liefern. 

Dank eines neuen Online-Tools zur Bildungsstatistik3 ist nun die zeitliche Entwicklung für weitere Sprachen bekannt. Beide Grafiken zeigen den Anfangs- und Endzustand der neuen Zeitreihe. Der Anteil von Luxemburgisch als Erstsprache fällt, wie bekannt, von 40 % auf 33 %. Der Anteil von Portugiesisch fällt auch (von 29 % auf 23 %), liegt aber immer noch weit vor Französisch. Alle anderen steigen: am stärksten der Anteil von Französisch (um 4,1 Prozentpunkte). Der Anteil der in einer Sammelrubrik zusammengefas­sten „anderen Sprachen“ steigt um 4,7 Prozentpunkte. Betrachtet man nicht die Anteile, sondern die absoluten Zahlen, stellt man – vermutlich wegen der Flüchtlingswelle von 2015 – eine Vervierfachung der Zahl der Kinder mit Arabisch als Erstsprache fest, während die Zahl der Kinder mit Englisch als Erstsprache sich verdoppelt.4

Dass die geografischen Unterschiede riesig sind, lässt sich aus der mit der Erstsprache hochkorrelierten Ausländerrate schließen, die auf Gemeindeebene bekannt ist. Sie variiert für die Grundschul­population zwischen 16 und 61 Prozent. In fünf Gemeinden liegt sie unter 20 %: Reckange-sur-Mess, Garnich, Nommern, Waldbillig und Wahl; in vier Gemeinden über 60 %: Luxemburg, Wiltz, Strassen und Esch-sur-Alzette.5 

 

  1. https://tinyurl.com/ChiffresCles, S. 90. (alle Internetseiten, auf die in diesem Beitrag verwiesen wird, wurden zuletzt am 12. Oktober 2021 aufgerufen).
  2. Genauer: „Die erste Sprache ist nicht immer die einzige, noch ist sie die meistgesprochene, sondern lediglich die zuerst vom Verantwortlichen eingetragene.“ https://tinyurl.com/EF2020FirstL. Sie wird auch oft Première langue parlée au domicile genannt. 
  3. Dashboard.edustat.lu
  4. https://tinyurl.com/EF2020FirstL
  5. https://tinyurl.com/EF2020Ausl

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