Jüngst hat die Stadt Luxemburg aktuelle Einwohnerstatistiken veröffentlicht, die zeigen, dass das starke Bevölkerungswachstum weitergeht. 2 238 Einwohner (= 2%) sind im letzten Jahr dazugekommen. 35.389 (=43,7%) waren es seit dem 31. Dezember 2001, dem Jahr als die 80.000er Grenze, unter der die Stadtbevölkerung zuvor seit mehr als 20 Jahren dümpelte, überschritten wurde. Dass die Stadt zum Durchgangspunkt für Neuankömmlinge geworden ist, zeigt die große Rotation der Bevölkerung. Von den Einwohnern, die Ende 2017 in Luxemburg wohnten, sind 14,4% im Laufe des Jahres zugezogen; 10,8% aus dem Ausland, 3,6% aus anderen Gemeinden des Landes. Dazu kommt noch eine Binnenmigration innerhalb der Stadt: 8,9% der Einwohner sind im Laufe des Jahres innerhalb des Stadtgebietes umgezogen.
Seit 1997 sind die Nichtluxemburger in der Hauptstadt zahlreicher als die Luxemburger, deren Anteil mittlerweile auf 29,16% (N=33 924) gefallen ist. Die 82 404 Nicht-Luxemburger (70,84%) stammen zwar aus 164 verschiedenen Staaten, doch kommt deren überwältigende Mehrheit (84,3%) aus den 27 EU-Ländern. 41,3% kommen aus den drei Nachbarländern. Nur 8,3% der Einwohner stammen nicht aus Europa. Die alte Feststellung „You see many nations, but few colours“ stimmt also noch weitgehend.
Bis 2011 waren die Portugiesen die zahlreichste Gruppe unter den Nicht-Luxemburgern, gefolgt von den Franzosen. Doch dann hat sich die Reihenfolge umgekehrt und am 31. Dezember 2011 zählte das Einwohneramt 14 173 Franzosen und 14 084 Portugiesen. Am Ende von 2017 ist die Zahl der Franzosen auf 20 102 gestiegen, während die der Portugiesen auf 12 435 gefallen ist. Es gibt zwei Erklärungen für diese gegenläufige Entwicklung: Die hohen Mieten verdrängen die im Durchschnitt weniger als die Franzosen verdienenden Portugiesen aus der Stadt. Und die Zahl der Portugiesen, die die Luxemburger Staatsbürgerschaft annehmen und so aus der Statistik verschwinden, ist höher als die der Franzosen. Über denselben Zeitraum ist die Zahl der Luxemburger in der Hauptstadt leicht, um 1 174, gestiegen. Nach Franzosen (24,4% Anteil an der Gesamtbevölkerung) und Portugiesen (15,1%) folgen mit großem Abstand Italiener (9,7%), Belgier (5,6%), Deutsche (4,8%) und Spanier (4,3). Wie die Abbildung zeigt, sind die verschiedenen Nationen nicht homogen über die ganze Stadt verteilt. So schwankt der Ausländeranteil in den einzelnen Vierteln: zwischen 49,2% auf Cents, dem einzigen Viertel in dem die Luxemburger noch eine hauchdünne Mehrheit der Einwohner stellen, und 84,5% im Bahnhofsviertel.
Auch die Zusammensetzung nach Nationen in den Vierteln ist sehr unterschiedlich, wie die Tabelle mit einer Gegenüberstellung der zwei Viertel mit den jeweils höchsten und niedrigsten Ausländeranteilen zeigt.
Hinter diesen Unterschieden der Nationalitäten versteckt sich allerdings eine räumliche soziale Segregation, deren wissenschaftliche Untersuchung leider in der letzten Zeit vernachlässigt wurde. Eine Zusammenfassung von älteren auf der Volkszählung von 2001 beruhenden Studien kann man in Ons Stad nachlesen2 und als Inspirationsquelle für eigene „Feldforschungen“ in Form von Frühjahrsspaziergängen nehmen.
1. https://www.vdl.lu/la-ville/en-bref/la-ville-en-chiffres
2. Fehlen, Fernand (2012): „Multiplicity. Eine plurale Stadt im Spiegel der Sozialwissenschaften.“ In: Ons Stad (101), http://onsstad.vdl.lu/uploads/media/ons_stad_101-2012_4-9.pdf
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