Wählerwanderung zwischen den Parlamentswahlen von 2013 und 2018

Woher kommen die Wähler?

Welcher Partei haben Sie 2018 und 2013 jeweils die meisten Stimmen gegeben? Auf dieser Frage einer von der Chaire de recherche en études parlementaires durchgeführten Umfrage1 basiert unsere Analyse der Wählerwanderung: Damit bleibt das Panaschieren zwischen den Parteien ausgeblendet. Außerdem werden nur die Befragten berücksichtigt, die zu beiden Wahlen Angaben gemacht haben.2 Dass die Erinnerung trügen kann bzw. das eigene Wahlverhalten dem Interviewer gegenüber nicht preisgegeben wird, zeigt sich insbesondere am Beispiel der ADR. Nur etwa die Hälfte ihrer Wähler aus dem Jahr 2013 bekennen sich in der Umfrage zu ihrer Präferenz. Die in der Grafik dargestellten Wählerströme sind also mit Vorsicht zu interpretieren, besonders in Bezug auf die kleinen Parteien. Insgesamt liefert sie aber eine plausible Erklärung für einen unerwarteten Wahlausgang.

Da ist zunächst das Unvermögen der CSV, sich als Oppositions­partei zu profilieren. Sie kann zwar immer noch auf ihre Stammwähler zählen, es gelingt ihr aber nicht, in bedeutendem Maße neue Wähler anzuziehen. Diese kompensieren lediglich die Verluste der CSV an die anderen Oppositionsparteien ADR und Piraten sowie an die Regierungsparteien – hier besonders an die DP. Einige DP-Wähler von 2013 wandern zwar zur CSV, doch der zu Beginn der Legislaturperiode an­gekündigte Erdrutsch, als der „Verrat der DP“ an ihren traditionell auf eine CSV-DP-Koalition setzenden, bürgerlichen Wählern noch in den Köpfen präsent war, ist nicht eingetreten.

Wen wählen die Erstwähler?

Die ADR scheint sich als Auffangbecken aller Unzufriedenen zu bewähren, erhält sie doch Stimmen von früheren CSV-Wählern und von Wählern der Regierungsparteien. Dies gilt auch für die Piraten, die allerdings stärker bei den Erstwählern3 punkten können. 5% von diesen wählen die Piraten und nur 2% die ADR. Insgesamt sind die Erstwähler den Regierungsparteien stark zugetan: 26% wählen DP, 23% die Grünen und wesentlich weniger die LSAP (12%). ff

  1. Philippe Poirier/Raphaël Kies/Dan Schmit, Résultats préliminaires ELECT : Législatives 2018, Mars 2019, http://chaireparlementaire.com (letzter Aufruf: 17. Mai 2019).
  2. Die Zahl der Parteipräferenz von 2018 wurde mit dem realen, nationalen Wahlergebnis gleichgesetzt. Die Grafik wurde mit dem sankeyMATIC-Tool erstellt (http://sankeymatic.com) (letzter Aufruf: 17. Mai 2019).
  3. Die Kategorie vereint Neueingebürgerte und Jungwähler.

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